Offener Brief zur Wiedereröffnung an die Politik

Camping ist nicht nur die sicherste Urlaubsform. Für viele ist Camping eine Leidenschaft und Lebenseinstellung. Um eine Wiedereröffnung der Campingplätze voranzutreiben haben sich verschiedene Campingplatzbetreiber, Handels- und Branchenpartner gemeinsam mit einem offenen Brief an die Politik gewandt. Auch der BVCD unterstützt den Appell an die Politik. 

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, sehr geehrte Damen und Herren Ministerpräsidenten,

In Essen, wo unter normalen Umständen aktuell die „Reise + Camping“ als wichtigste Frühjahrs-Freizeitmesse im Nordwesten Deutschlands stattfinden würde, haben sich am 18. Februar Kinderärzte mit einem Notruf an den Oberbürgermeister gewandt: Sie sehen, wie sich Auffälligkeiten bei ihren jungen Patienten manifestieren und drängen darauf, die Kollateralschäden des Lockdowns stärker zu fokussieren. Ähnliche Appelle hören wir von Psychotherapeuten und Psychiatern in Bezug auf Erwachsene und von Trägern der Frauenhäuser in Bezug auf eskalierende häusliche Gewalt.

Die Kinder sind schon zu lange im Homeschooling. Die Narren mussten an Karneval ins Homefooling. Viele Menschen sind schon zu lange im Homeoffice, ihnen fehlt die soziale Komponente der Arbeitswelt. Frust bricht sich Bahn – in Partnerschaften, Eltern-KindBeziehungen, bei einsamen Menschen. Das gefährdet die weiterhin disziplinierte Akzeptanz der Coronaschutzverordnungen. Die Unterzeichner dieses Appells sind sich einig, dass die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung im Jahr 2020 im Großen und Ganzen zielführend und notwendig waren. Wir erkennen an, dass die unvergleichlich schnelle Entwicklung von wirksamen Impfstoffen eine wissenschaftliche Sensation und deren Produktion und Bereitstellung eine logistische Großleistung sind. Wir erkennen überdies an, dass die Hilfen der öffentlichen Hand weitreichend und großzügig sind, auch wenn sie blinde Flecken haben. Wir enthalten uns an dieser Stelle jeder wohlfeilen Kritik an den Dingen, die in diesem Zusammenhang schief gelaufen sind – die Aufgabe ist ohne Beispiel.

Allerdings: Bislang wurde die Pandemie nahezu ausschließlich aus Sicht des Gesundheitsschutzes oder der Ökonomie betrachtet. Die soziale Komponente wurde überwiegend ausgeklammert. Es ist Zeit für einen Paradigmenwechsel. Wir müssen von der Akutbekämpfung zu einer Langzeitstrategie kommen. Wir werden auf absehbare Zeit mit SARS-CoV2 und mit CoVid19-Infektionen leben. Das Virus wird wie jedes andere vor ihm fortlaufend mutieren und neue Varianten ausbilden. Wiederkehrende Impfungen mit stetig weiterentwickelten Vakzinen werden nötig sein. Für eine längere Periode wird es sehr ratsam sein, an den AHA+L-Regeln festzuhalten – um möglichst viel öffentliches Leben zu ermöglichen. 

Wenn es um Tourismus geht, fehlt Camping in der aktuellen Debatte. Das verwundert, denn der Sommer 2020 hat gezeigt, wie erfolgreich sich Campingurlaub coronaschutzkonform gestalten lässt. Deshalb unterstützen wir rückhaltlos das Wiedereröffnungskonzept inklusive seiner klaren „Ampel“-Eskalationsstufen, das der BVCD am 17. Februar vorgelegt hat. Campingurlaub kann als bewährtes Antidot verstanden werden: All den armen, verhaltensauffälligen Kindern aus Essen wäre beim Toben an der frischen Luft auf einem Campingplatz geholfen. All den gestressten Eltern, die in beengten Stadtwohnungen leben, würde ein Tapetenwechsel auf einem Campingplatz gut tun – und sie hätten mehr Abstand zu ihren Nachbarn als im Treppenhaus, Fahrstuhl oder Korridor eines Mehrfamilienhauses. Die hochsaisonerprobten und nachweislich effektiven Hygienekonzepte der Campingunternehmer dürfen nicht außer Acht gelassen werden, wenn es jetzt um die Diskussion geht, ob es Osterferien gibt oder nicht. Die gesamte Campingwirtschaft, von der Caravaning-Industrie bis zu den peripheren Betrieben rund um einen Campingplatz, stellt sich ihrer Verantwortung, den bestmöglichen Urlaub unter den bestmöglichen Coronaschutzregeln anzubieten. Wir sind nicht leichtsinnig und wollen sofort ungezügelte Mobilität über alle Grenzen hinweg. Wir fordern, mit Augenmaß auf Möglichkeiten zu schauen, die soziale Komponente der fortdauernden Einschränkungen nicht zu übersehen und im kleinräumigen Maßstab mit der Öffnung von Campingplätzen für touristische Übernachtungen zu beginnen. Wann man dies in größere Maßstäbe skalieren kann, wird sich zeigen. Wir möchten proaktiv dabei sein. Dafür benötigen wir die Einsicht bei Entscheidungsträgern, dass ein Camping- oder Reisemobilstellplatz weder ein Kreuzfahrtschiff noch ein Ferienflieger ist und man folglich unterschiedliche Kämme braucht, um Tourismusformen darüber zu scheren.

Der offene Brief steht Ihnen hier als PDF zum Download zur Verfügung.

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Kontakt

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